Das Glaukom, besser bekannt unter dem Namen Grüner Star, ist eine der häufigsten Ursachen für Erblindung. In Deutschland sind etwa 920.000 Menschen von der Erkrankung betroffen (1). Heilbar ist sie derzeit noch nicht. Wie man der Entstehung vorbeugt und ob es dennoch Behandlungsmethoden gibt, wird in diesem Artikel erklärt.
Was ist ein Glaukom?
Unter dem Begriff Glaukom fasst man verschiedene chronische Augenerkrankungen zusammen. Sie alle haben eine Schädigung des Sehnervs zur Folge, sodass die Sicht mit der Zeit größer werdende Lücken aufweist.
Das Glaukom kann ohne vorher aufgetretene Augenerkrankungen auftreten (primäre Form) oder als Folge einer schon vorhandenen Erkrankung (sekundäre Form).
Man teilt es in weitere Arten ein, die häufigste ist jedoch das Offenwinkelglaukom. Seltener ist das sogenannte Engwinkelglaukom (2,3).
Wie entsteht ein Glaukom?
Der wichtigste Risikofaktor für die Entstehung eines Glaukoms ist ein stark erhöhter Augeninnendruck. Dieser beträgt normalerweise etwa 15,5mmHg plus/minus 5,5mmHg. Es ergibt sich ein Normbereich zwischen 10 und 21mmHg. Liegt der Augeninnendruck deutlich darüber, spricht man von okulärer Hypertension. Das Prinzip ist das gleiche wie beim Bluthochdruck, allerdings besteht das Problem im Auge und nicht in den Blutgefäßen.
Der erhöhte Druck alleine bedeutet jedoch noch nicht, dass ein Glaukom vorliegt. Dies ist erst dann der Fall, wenn der Sehnerv Schaden nimmt. Darüber hinaus können Glaukome auch entstehen, wenn kein erhöhter Augeninnendruck vorliegt. Diese Art nennt man Normaldruckglaukom. Neben dem Augeninnendruck sind das Lebensalter, Diabetes und ein familiäres Vorkommen der Erkrankung weitere Risikofaktoren (3,4).
Im Auge befindet sich das Kammerwasser, welches verschiedene Strukturen mit Nährstoffen versorgt. Normalerweise fließt es von der vorderen in die hintere Augenkammer und von dort durch kleine Kanäle wieder hinaus. Dies sorgt für einen gleichbleibenden Druck im Auge. Beim Offenwinkelglaukom staut sich das Kammerwasser. Fließt das Wasser durch eine Verengung oder aus einem anderen Grund nicht ab, erhöht sich der Augeninnendruck.
Mit der Zeit belastet der Druck den Sehnerv und Nervenzellen sterben ab. Der erhöhte Druck führt allerdings nicht bei jeder Person zu einem Glaukom. Von welchen Faktoren die Entstehung genau abhängt, ist nicht abschließend geklärt. Womöglich ist der Sehnerv bei einigen Menschen widerstandsfähiger als bei anderen (4,5).
Ist der Abfluss des Kammerwassers plötzlich gar nicht mehr möglich, steigt der Augeninnendruck rapide an. In diesem Fall entsteht ein Engwinkelglaukom, welches sich häufig als augenärztlicher Notfall präsentiert (3).
Was ist das Kammerwasser?
Das Kammerwasser wird von den Zellen des Ziliarkörpers im Auge produziert. Es besteht unter anderem aus Wasser, Elektrolyten, Glucose, Aminosäuren und Vitamin C. Es umfließt die Linse und wird in der vorderen Augenkammer ins Gefäßsystem absorbiert.
Neben der Befeuchtung und Ernährung von Linse und Hornhaut dient es der Lichtbrechung, trägt zum Augeninnendruck bei und erfüllt wahrscheinlich antimikrobielle und antioxidative Funktionen.
Was sind die Symptome eines Glaukoms?
Das Offenwinkelglaukom bleibt für lange Zeit unbemerkt, da sich erst im späten Stadium Symptome einstellen. Aufgrund der Schädigung des Sehnervs bilden sich mit der Zeit blinde Stellen im Sehfeld. Irgendwann ist kein peripheres Sehen mehr möglich, und es werden nur noch Objekte im zentralen Bereich des Sehfeldes wahrgenommen.
Einmal entstandene Schäden am Sehnerv können auch mithilfe einer Behandlung nicht wieder rückgängig gemacht werden. Diese verlangsamt nur das Fortschreiten der Erkrankung (6).
Ein Engwinkelglaukom bleibt meist ebenfalls zunächst unbemerkt. Die Symptome setzen bei dieser Form akut ein, da das Kammerwasser plötzlich nicht mehr abfließt. Der Sehnerv wird daher innerhalb von Stunden oder Tagen beschädigt, sodass die blinden Flecken schneller entstehen.
Auch Schmerzen, ein gerötetes Auge und Farbringe um Lichtquellen gehen oft damit einher. Die Schmerzen treten zwar im Auge auf, können jedoch auch ins Gesicht und den Hinterkopf ausstrahlen (7).
Wie wird ein Glaukom diagnostiziert?
Sehr wichtig für einen positiven Verlauf ist die Früherkennung der Erkrankung. Besonders die Frühstadien sind gut behandelbar. Da man ein Glaukom erst dann bemerkt, wenn der Sehnerv bereits unumkehrbar beschädigt ist, sollte man ab dem 40. Lebensjahr alle zwei bis drei Jahre zur Vorsorgeuntersuchung gehen. Personen mit einem erhöhten Risiko sollten dies bereits in jüngeren Jahren tun.
Die Untersuchung beinhaltet neben dem Anamnesegespräch und der Messung des Augeninnendrucks auch die Beurteilung des Auges. Zunächst wird erhoben, ob es Fehlsichtigkeiten oder eine Altersweitsichtigkeit gibt. Das Auge wird dann mithilfe einer Spaltlampe und eines Ophthalmoskops genauer untersucht, um Veränderungen festzustellen.
Auch die Gonioskopie findet Anwendung, um den Kammerwinkel auf Ablagerungen zu untersuchen (8).
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Das Offenwinkelglaukom kann sowohl medikamentös als auch operativ behandelt werden. Das Mittel der ersten Wahl ist ein Betablocker wie Timolol, welcher die Produktion des Kammerwassers reduziert. Somit verringert sich der Augeninnendruck.
Das Medikament wird meistens in Form von Augentropfen verabreicht, welche ein- bis zweimal pro Tag verwendet werden.
Stellt sich der gewünschte Effekt nicht ein oder werden die Medikamente nicht vertragen, kommen auch operative Eingriffe in Frage. Am häufigsten findet die Laser-Trabekuloplastik Anwendung.
Dabei wird das Gewebe aufgedehnt. Durch diese Maßnahme fließt das Kammerwasser besser ab und der Augeninnendruck sinkt (3,6). Auch bei einem Normaldruckglaukom kann die Stabilisation des Augeninnendrucks helfen (4).
Beim akuten Engwinkelglaukom ist eine möglichst schnelle medikamentöse Senkung des Augeninnendrucks angezeigt. Hierfür kommen neben den Betablockern auch Mannitol und Carboanhydrasehemmer wie Azetazolamid zum Einsatz.
Da diese Form meist mit starken Schmerzen einhergeht, werden auch Schmerzmittel gegeben.
Das Engwinkelglaukom erfordert eine Operation, bei der eine Verbindung zwischen der vorderen und hinteren Augenkammer angelegt wird. Hierfür wird ein kleines Loch in die Iris geschnitten. Auch durch dieses Verfahren senkt sich der Augeninnendruck.
Wird das Engwinkelglaukom frühzeitig und korrekt behandelt, normalisiert sich die Sehkraft meist wieder. Es können jedoch einige kleine Trübungen zurückbleiben, welche Glaukomflecken genannt werden. Wird keine Behandlung vorgenommen, ist die Erblindung unvermeidbar und erfolgt innerhalb von ein bis zwei Wochen (1,7).
Wie kann man einem Glaukom vorbeugen?
Wie bereits erwähnt ist die Früherkennung das beste Mittel, um der Entstehung eines Glaukoms vorzubeugen. Es gibt allerdings auch allgemeinere Maßnahmen, die helfen.
Beispielsweise leidet etwa jede zweite von hohem Augeninnendruck betroffene Person zusätzlich an Bluthochdruck. Ist dieser gut therapiert, sinkt auch der Augeninnendruck. Dieser sollte daher regelmäßig kontrolliert werden (9).
Studien haben darüber hinaus ergeben, dass ein allgemein gesunder Lebensstil den Augeninnendruck senkt. Personen mit einem erhöhten Risiko sollten auf ein normales Gewicht achten und viel Obst und Gemüse essen. Insbesondere grünes Gemüse scheint einen positiven Effekt zu haben. Außerdem ist es ratsam, auf zu viel Koffein zu verzichten (10,11).
Fazit
Das Glaukom ist eine chronische Augenerkrankung, welche oft über einen langen Zeitraum hinweg unerkannt bleibt. Sobald sich Symptome zeigen, sind bereits Schäden am Sehnerv entstanden.
Es gibt zwar Behandlungsmethoden, jedoch können einmal entstandene Schäden nicht wieder rückgängig gemacht werden.
Die wichtigste Maßnahme zur Vorbeugung der Entstehung ist daher die Früherkennung und eine regelmäßig stattfindende Vorsorgeuntersuchung. Unterstützend hilft es, sich gesund zu ernähren und sich körperlich fit zu halten.
Quellen
- Berufsverband der Augenärzte e.V.: Glaukom https://augeninfo.de/patbrosch/glaukom.php (abgerufen am 14.04.2023)
- Lang G. Glaukom. In: Lang G, Esser J, Gareis O, Lang G, Lang S, Spraul C, Wagner P, Hrsg. Augenheilkunde. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019. doi:10.1055/b‑0039–167486
- Institut für Wirtschaftlichkeit und Qualität im Gesundheitswesen: Grüner Star (Glaukom) https://www.gesundheitsinformation.de/gruener-star-glaukom.html (abgerufen am 14.04.2023)
- Deutsche Ophthalmologische Gesellschaft: Stellungnahme der DOG zur Glaukomvorsorge https://www.dog.org/wp-content/uploads/2009/08/Glaukomvorsorge-Stand-August-20121.pdf (abgerufen am 14.04.2023)
- Initiativkreis zur Glaukom-Früherkennung e.V.: Fragen und Fakten http://www.glaukom.de/glaukom-wissen-und-vorbeugen/was-sie-ueber-glaukome-wissen-sollten/ (abgerufen am 14.04.2023)
- Burk A, Burk R. Primäres Offenwinkelglaukom (POWG). In: Burk A, Burk R, Hrsg. Checkliste Augenheilkunde. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023.
- Lang G. Primäres akutes Winkelblockglaukom. In: Lang G, Esser J, Gareis O, Lang G, Lang S, Spraul C, Wagner P, Hrsg. Augenheilkunde. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.7
- Initiativkreis zur Glaukom-Früherkennung e.V.: Untersuchung auf Glaukom http://www.glaukom.de/glaukom-wissen-und-vorbeugen/frueherkennung-und-augenaerztliche-untersuchung/ (abgerufen am 14.04.2023)
- Deutsche Hochdruckliga e.V.: Bluthochdruck setzt auch Augen unter Druck https://www.hochdruckliga.de/pressemitteilung/bluthochdruck-setzt-auch-augen-unter-druck (abgerufen am 14.04.2023)
- Al Owaifeer AM, Al Taisan AA. The Role of Diet in Glaucoma: A Review of the Current Evidence. Ophthalmol Ther. 2018 Jun;7(1):19–31. doi: 10.1007/s40123-018‑0120‑3. Epub 2018 Feb 8. PMID: 29423897; PMCID: PMC5997592.
- Kang JH, Willett WC, Rosner BA, Buys E, Wiggs JL, Pasquale LR. Association of Dietary Nitrate Intake With Primary Open-Angle Glaucoma: A Prospective Analysis From the Nurses’ Health Study and Health Professionals Follow-up Study. JAMA Ophthalmol. 2016 Mar;134(3):294–303. doi: 10.1001/jamaophthalmol.2015.5601. PMID: 26767881; PMCID: PMC4966649.