Die Katarakt, besser bekannt unter dem Namen Grauer Star, tritt in den Industrienationen hauptsächlich als Alterserscheinung auf. Ab 52 Jahren sind etwa 50% der Bevölkerung davon betroffen, ab 65 sogar bis zu 90%. Nicht immer geht er mit Sehbeeinträchtigungen einher – viele Betroffene bemerken keine Veränderung ihres Sehvermögens (1). In diesem Artikel geht es darum, woran man ihn erkennt und welche Behandlungsmöglichkeiten es gibt.
Was ist eine Katarakt und wie entsteht sie?
Bei einer Katarakt liegt eine Trübung der Linse im Auge vor. Meistens sind dabei direkt beide Augen betroffen.
Die Linse gehört zum optischen Apparat und bricht das einfallende Licht. Das ist nötig, damit auf der Netzhaut ein auf dem Kopf stehendes und seitenverkehrtes Bild entsteht. Das entstehende Bild wird über den Sehnerv zum Gehirn weitergeleitet und dort verarbeitet. Eine genauere Beschreibung finden Sie im Artikel “Anatomie des Auges” (2).
Die Erkrankung hat verschiedene Ursachen. Neben UV-Einstrahlung und genetischen Faktoren spielen auch Rauchen, Alkoholkonsum und Diabetes mellitus eine Rolle. Wie anfangs beschrieben tritt sie meistens im höheren Lebensalter auf und wird dann senile Katarakt genannt.
Die Linse wird mit den Jahren trüber und das Sehvermögen nimmt ab. Es handelt sich dabei um einen natürlichen Altersprozess, der allerdings durch die genannten Risikofaktoren beschleunigt wird (3).
Welche Arten von Katarakten gibt es?
Die Erkrankung verläuft je nach Typ unterschiedlich. Bei manchen Personen tritt der Verlust der Sehkraft recht schnell ein, während andere Menschen lange Zeit keinerlei Probleme bemerken. Beginnt die Trübung auf der Rückseite der Linse, wie bei einer hinteren subkapsulären Katarakt, so erscheinen Sehbeeinträchtigungen recht schnell.
Die Kernkatarakt hingegen entwickelt sich eher langsam und bringt häufig nur geringe Beschwerden mit sich. Hierbei beginnt die Trübung im Inneren der Linse. Beim dritten Typ, der Rindenkatarakt, beschränkt sich die Trübung zunächst auf den äußeren Rand der Linse. Auch diese Form schreitet eher langsam voran (4,5).
Welche Symptome treten auf?
Anders als beispielweise beim Glaukom treten bei einer Katarakt keine Schmerzen oder Rötungen auf. Ein schleichender Verlust der Sehkraft ist das einzige Symptom der Erkrankung.
Zunächst fühlt es sich meist so an, als würde man durch einen Nebelschleier blicken. Es entwickelt sich außerdem eine Kurzsichtigkeit oder sie verschlimmert sich, falls sie bereits vorhanden war. Später verschwimmt das Gesehene immer mehr und verliert die Farbe – daher kommt auch der umgangssprachlich verwendete Name „Grauer Star“. Die Augen werden darüber hinaus lichtempfindlicher.
Da sich durch die Trübung der Linse die Brechkraft verändert, kann sich eine bestehende Weitsichtigkeit verbessern. Dies hält jedoch nicht lange an (3,5).
Wie wird eine Katarakt festgestellt?
Bei der augenärztlichen Untersuchung kann eine Katarakt sehr frühzeitig erkannt werden, noch bevor Symptome auftreten. Die Veränderung der Linse wird mithilfe einer Spaltlampe und einer Augenspiegelung festgestellt. Hierbei wird der hintere Bereich des Auges mit einem Vergrößerungsglas ausgeleuchtet.
Neben der Lokalisierung der Katarakt wird dabei auch das Ausmaß der Trübung bestimmt. Auch neu entstandene Fehlsichtigkeiten wie Kurzsichtigkeit können während der Untersuchung festgestellt werden (4,6).
Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?
Leider lässt sich die Katarakt nicht mit Medikamenten behandeln. In einigen Fällen kann der Sehverlust zumindest für eine gewisse Zeit mit Brillen oder Kontaktlinsen ausgeglichen werden.
Sobald die Sehhilfen zu keiner Besserung mehr verhelfen, wird meistens eine Operation empfohlen. Über einen kleinen Schnitt wird dabei die eingetrübte Linse durch eine Kunstlinse ausgetauscht. Diese Prozedur nennt sich Phakoemulsifikation. Dabei wird die alte Linse verwässert und dann abgesaugt.
Der Eingriff dauert nur etwa eine halbe Stunde und wird oft ambulant durchgeführt. In der Regel kann man bereits wenige Stunden nach der OP wieder nach Hause. Bei den meisten Personen ist nur eine lokale Betäubung mit Augentropfen nötig.
Bis auf kurzzeitig auftretende Sehstörungen wie verschwommenes Sehen oder Lichtempfindlichkeit sind keine Nachwirkungen zu erwarten. Für einige Wochen nach dem Eingriff ist die Anwendung von antientzündlichen und antibakteriellen Augentropfen angezeigt, um Infektionen zu vermeiden.
Manche Personen erlangen ihre volle Sehkraft zurück, während andere weiterhin eine Brille im Alltag oder zum Lesen benötigen. Die künstliche Linse verbleibt ein Leben lang im Auge und muss nicht ausgetauscht werden (6,7).
Kann man einer Katarakt vorbeugen?
Ganz vermeiden lässt sich die Entstehung einer Katarakt leider nicht, da es sich um eine normale Alterserscheinung handelt.
Verschiedene Studien haben jedoch den Nutzen einiger Vitamine wie Vitamin C und E sowie der Carotinoide Lutein und Zeaxanthin zur Vorbeugung untersucht. Die Ergebnisse unterscheiden sich teilweise deutlich.
Eine Metaanalyse von insgesamt sechs Studien kam zu dem Ergebnis, dass die Einnahme von Lutein und Zeaxanthin das Risiko einer Katarakt zumindest um einen kleinen Prozentsatz senken kann (8). Zu dem gleichen Schluss kam auch eine andere Metaanalyse (9). Eine Einzelstudie hingegen stellte fest, dass kein statistisch relevanter präventiver Nutzen durch die beiden Stoffe entsteht (10).
Teilweise scheint dies auch davon abzuhängen, welcher Ethnie die Teilnehmenden angehören. So fand eine Untersuchung aus dem Jahr 2013 heraus, dass sich die Einnahme von Vitamin C und E positiv auf die Entstehung der Katarakt bei asiatischen Menschen auswirkt, nicht jedoch bei Personen aus dem westlichen Raum (11).
Obwohl sich die Forschenden bei dem Thema nicht ganz einig sind, gibt es definitiv Hinweise darauf, dass sowohl Lutein und Zeaxanthin als auch Vitamin C und E zumindest einen primärpräventiven Effekt haben. Dies bedeutet, dass man der Erkrankung vorbeugen kann, sodass sie gar nicht erst entsteht.
Ob das Gleiche für Fälle gilt, in denen die Katarakt bereits vorhanden ist, lässt sich weniger gut aufzeigen. Hier wären weitere Studien wünschenswert, um den Zusammenhang aufzuklären.
Fazit
Die Katarakt ist eine Erkrankung der Augen, bei der sich die Linse mit der Zeit zunehmend eintrübt. Es handelt sich um eine klassische Alterserscheinung, welche nicht immer zum Verlust der Sehkraft führt.
Diagnostizieren kann man die Katarakt bereits in einem sehr frühen Stadium. Augenärztliche Routineuntersuchungen sollte man daher regelmäßig wahrnehmen.
Es gibt Hinweise darauf, dass eine Einnahme verschiedener Vitamine und Carotinoide einen positiven Nutzen haben und der Katarakt vorbeugen kann. Es sind jedoch weitere Studien nötig, um diese Erkenntnisse zu festigen und endgültige Empfehlungen aussprechen zu können.
Was sich auf jeden Fall empfiehlt ist eine gesunde Lebensweise mit einer ausgewogenen Ernährung, Bewegung und wenig Alkohol und Nikotin (12,13). Ist man von Katarakt betroffen, kann dieser mit einer unkomplizierten Operation beseitigt werden.
Quellen
- Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V.: Katarakt (Grauer Star) https://www.augeninfo.de/offen/index.php?themenseite=Statistiken-Katarakt-Grauer-Star (abgerufen am 18.04.2023)
- Frings S, Müller F. Visuelles System. In: Behrends J, Bischofberger J, Deutzmann R, Ehmke H, Frings S, Grissmer S, Hoth M, Kurtz A, Leipziger J et al., Hrsg. Duale Reihe Physiologie. 4., unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2021. doi:10.1055/b‑0041–180472
- Burk A, Burk R. Katarakt. In: Burk A, Burk R, Hrsg. Checkliste Augenheilkunde. 7., vollständig überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2023.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen (IQWiG): Grauer Star (Katarakt) https://www.gesundheitsinformation.de/grauer-star-katarakt.html (abgerufen am 18.04.2023)
- Lang G. Trübungen der Linse (Katarakte). In: Lang G, Esser J, Gareis O, Lang G, Lang S, Spraul C, Wagner P, Hrsg. Augenheilkunde. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.
- MSD Manual: Katarakt (grauer Star) https://www.msdmanuals.com/de-de/heim/augenkrankheiten/katarakt-grauer-star/katarakt-grauer-star#v798828_de (abgerufen am 18.04.2023)
- Bundesverband für Ambulantes Operieren e.V.: Operation des Grauen Stars (Katarakt-Operation) https://www.operieren.de/e3224/e10/e589/e594/e667/ (abgerufen am 18.04.2023)
- Ma L, Hao ZX, Liu RR, Yu RB, Shi Q, Pan JP. A dose-response meta-analysis of dietary lutein and zeaxanthin intake in relation to risk of age-related cataract. Graefes Arch Clin Exp Ophthalmol. 2014 Jan;252(1):63–70. doi: 10.1007/s00417-013‑2492‑3. Epub 2013 Oct 23. PMID: 24150707.
- Jiang H, Yin Y, Wu CR, Liu Y, Guo F, Li M, Ma L. Dietary vitamin and carotenoid intake and risk of age-related cataract. Am J Clin Nutr. 2019 Jan 1;109(1):43–54. doi: 10.1093/ajcn/nqy270. PMID: 30624584.
- Glaser TS, Doss LE, Shih G, Nigam D, Sperduto RD, Ferris FL 3rd, Agrón E, Clemons TE, Chew EY; Age-Related Eye Disease Study Research Group. The Association of Dietary Lutein plus Zeaxanthin and B Vitamins with Cataracts in the Age-Related Eye Disease Study: AREDS Report No. 37. Ophthalmology. 2015 Jul;122(7):1471–9. doi: 10.1016/j.ophtha.2015.04.007. Epub 2015 May 9. PMID: 25972257; PMCID: PMC4485544.
- Cui YH, Jing CX, Pan HW. Association of blood antioxidants and vitamins with risk of age-related cataract: a meta-analysis of observational studies. Am J Clin Nutr. 2013 Sep;98(3):778–86. doi: 10.3945/ajcn.112.053835. Epub 2013 Jul 10. PMID: 23842458.
- Braakhuis AJ, Donaldson CI, Lim JC, Donaldson PJ. Nutritional Strategies to Prevent Lens Cataract: Current Status and Future Strategies. Nutrients. 2019 May 27;11(5):1186. doi: 10.3390/nu11051186. PMID: 31137834; PMCID: PMC6566364.
- Weikel KA, Garber C, Baburins A, Taylor A. Nutritional modulation of cataract. Nutr Rev. 2014 Jan;72(1):30–47. doi: 10.1111/nure.12077. Epub 2013 Nov 26. PMID: 24279748; PMCID: PMC4097885.