Dass sich mit fortschreitendem Alter eine Sehschwäche einstellt, ist ganz normal. Viele Menschen benötigen etwa ab dem 40. Lebensjahr zumindest eine Lesebrille. Neben dieser normalen Alterserscheinung gibt es aber auch Erkrankungen des Auges, die zu einer stärkeren Beeinträchtigung führen. Eine davon ist die altersbedingte Makuladegeneration. Sie ist die häufigste Ursache für die Erblindung nach dem 65. Lebensjahr. Rund 5000 Erblindungen treten in Verbindung mit der Erkrankung jährlich auf (1). Wie die Krankheit entsteht und wie man sie therapiert, wird in diesem Artikel genauer beleuchtet.
Was ist die Makula?
Die Makula wird auch Gelber Fleck genannt. Sie befindet sich im hinteren Teil des Auges auf der Netzhaut (Retina). Hier wird das einfallende Licht in elektrische Reize umgewandelt, welche über den Sehnerv ins Gehirn gelangen.
In der Mitte der Makula befindet sich der Ort des schärfsten Sehens. An dieser Stelle sind besonders viele für das Farbensehen verantwortliche Zapfen lokalisiert. Diese wird als Fovea centralis oder auch Sehgrube bezeichnet. Die gebündelten Lichtstrahlen treffen bei der Fixierung eines Objekts genau auf diese Stelle (2,3).
Der blinde Fleck
Nicht zu verwechseln mit dem gelben Fleck ist der “blinde Fleck”. Hierbei handelt es sich weniger um eine anatomische Struktur als eher um ein visuelles Phänomen.
An der Austrittstelle des Sehnervs am Auge befinden sich keine Photorezeptoren. Licht, das auf diesen Punkt fällt, kann also nicht verarbeitet werden. Unser Bild der Umgebung ist trotzdem vollständig, weil das Gehirn die fehlenden Informationen mit Hilfe des anderen Auges ausgleicht. Hält man jedoch ein Auge zu, kann es sein, dass man ein Objekt, das exakt im blinden Fleck liegt, nicht wahrnimmt.
Was passiert bei der Makuladegeneration?
Der Makuladegeneration liegt eine Stoffwechselstörung der Netzhaut zugrunde. Normalerweise sorgt der Körper dafür, dass jegliche Abfallprodukte abgebaut und ausgeschieden werden.
Aufgrund von noch nicht aufgeklärten Prozessen kommt es bei einigen Menschen jedoch zu einer Ansammlung der Abfallstoffe. Diese nennt man auch Drusen. Sie sorgen dafür, dass die Netzhaut nicht mehr ausreichend mit Nährstoffen versorgt wird. Das führt dazu, dass ihre Funktion nachlässt, was die typischen Symptome der Makuladegeneration auslöst.
Die Betroffenen sehen dann zunehmend verschwommen oder verzerrt. Mit dem Fortschreiten der Erkrankung kommt es oft zur teilweisen oder vollständigen Erblindung (4,5).
Arten von Makuladegeneration
Man unterscheidet zwei Formen der Erkrankung, die trockene und die feuchte Makuladegeneration. Beide sind aktuell nicht heilbar, lassen sich jedoch unterschiedlich gut behandeln.
Die trockene Form verläuft langsamer, lässt sich jedoch nicht so gut behandeln. Hierbei werden die Zellen der Netzhaut durch die Drusen zerstört. Das Sehvermögen verschlechtert sich zunehmend, was sich besonders beim Lesen zeigt.
Die feuchte Makuladegeneration schreitet schneller voran, allerdings schlägt die Behandlung besser an. Die Ursache dieser Form ist das Heranwachsen von neuen Blutgefäßen als Reaktion auf die Ablagerungen. Diese Gefäße heben die Netzhaut mit der Zeit an und sorgen dafür, dass Flüssigkeit hineinsickert. Auch dies schädigt die Zellen der Netzhaut und führt zu verzerrtem Sehen (6,7).
Diagnosestellung
Eine geringe Menge an kleinen Drusen an der Retina ist altersbedingt ganz normal. Erst, wenn sich eine große Zahl von Ablagerungen ansammelt oder diese sehr groß werden, verursachen sie eine Makuladegeneration (8).
Diagnostiziert wird die Erkrankung mittels einer Ophthalmoskopie, also einer Untersuchung des Augenhintergrunds.
Eine trockene Makuladegeneration zeigt sich durch trockene, große Drusen und Pigmentveränderungen. Bei der feuchten Form findet man neu angelegte Blutgefäße sowie Blutungen und Flüssigkeitsansammlungen in der Netzhaut.
Um den Verlauf zu kontrollieren, nutzt man neben der Ophthalmoskopie auch eine spezielle Bildgebung. Diese nennt sich optische Kohärenztomografie, oder kurz OTC (9,10).
Besonders interessant ist darüber hinaus der Amsler-Gitter-Test. Dieser kann selber zu Hause durchgeführt werden und gibt erste Hinweise auf eine beginnende Makuladegeneration.
Für den Test wird nur ein simples Gitter mit einem Punkt in der Mitte benötigt. Es wird jeweils ein Auge abgedeckt. Das nicht abgedeckte Auge soll nun den Punkt in der Mitte fixieren. Falls der Punkt nicht zu sehen ist, graue Schleier oder Verzerrungen auftreten, sollte eine ärztliche Untersuchung folgen (11).
Therapie
Die Behandlung der trockenen Makuladegeneration ist momentan noch nicht möglich und wird derzeit erforscht. Sehhilfen können die Symptome jedoch etwas lindern und sollten daher angewandt werden.
Für die feuchte Form gibt es wirksame Behandlungsmöglichkeiten. Viele Betroffene bekommen Spritzen, welche die Ablagerung von weiteren Drusen hemmen. Es ist auch möglich, die überschüssigen Blutgefäße operativ oder mithilfe eines Lasers zu entfernen.
Leider kann ein Fortschreiten der Erkrankung nicht verhindert werden. Der Sehverlust ist grundsätzlich zu erwarten. Mithilfe der Behandlung kann dies aber verzögert werden, sodass die Sehkraft länger erhalten bleibt.
Problematisch ist bei der feuchten Form jedoch, dass Blutungen jederzeit zu einem plötzlichen zentralen Sehverlust führen können. Dabei werden Objekte in der Mitte des Sehfelds nicht mehr erkannt (12).
Fazit
Eine sich im späteren Leben einstellende Sehschwäche ist normal und kann durch Lesebrillen gut ausgeglichen werden. Ist die Sicht jedoch verschwommen, verzerrt ist, oder treten Lücken im Gesichtsfeld auf, sollte man dies ärztlich abklären lassen. Man kann auch beim ersten Verdacht den Amsler-Gitter-Test zu Hause selbst durchführen, um die eigene Sicht zu überprüfen.
Wird eine Makuladegeneration festgestellt, so kann zumindest die feuchte Form derzeit wirksam behandelt werden. Das Fortschreiten der Erkrankung wird dann verlangsamt. Ob und wie man vorbeugen kann und welche Möglichkeiten man im Fall einer Erkrankung noch hat, wird im Artikel “Vorbeugung von Makuladegeneration” erklärt.
Quellen
- Berufsverband der Augenärzte Deutschlands e.V.: AMD https://www.rheuma-liga.de/fileadmin/public/main_domain/Dokumente/Mediencenter/Publikationen/Merkblaetter/2.2_Rheumatische_Iridozyklitis.pdf (abgerufen am 04.04.2023)
- Öffentliches Gesundheitsportal Österreichs: Macula lutea https://www.gesundheit.gv.at/lexikon/M/lexikon-macula-lutea.html#:~:text=Die%20Macula%20lutea%20ist%20Teil,sch%C3%A4rfsten%20Sehens%2C%20die%20Fovea%20centralis. (abgerufen am 04.04.2023)
- Ulfig N. Das Auge. In: Ulfig N, Hrsg. Kurzlehrbuch Histologie. 5., unveränderte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.
- AMD-Netz e.V.: Die Erkrankung AMD https://www.amd-netz.de/die-erkrankung-makuladegeneration?gclid=CjwKCAjw586hBhBrEiwAQYEnHeVMxJvsr7kK2DzgrP5-c-RZQZMY__-FogV-gYjrmb37G01L3sbcaxoCTPsQAvD_BwE (abgerufen am 04.04.2023)
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen: Altersabhängige Makuladegeneration https://www.gesundheitsinformation.de/altersabhaengige-makuladegeneration-amd.html#Ursachen-und-Risikofaktoren
- Lang G, Lang G. Altersbezogene Makuladegeneration. In: Lang G, Esser J, Gareis O, Lang G, Lang S, Spraul C, Wagner P, Hrsg. Augenheilkunde. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.
- Bundesministerium für Gesundheit: Makuladegeneration https://gesund.bund.de/makuladegeneration (abgerufen am 04.04.2023)
- Sarks SH, Arnold JJ, Killingsworth MC, Sarks JP. Early drusen formation in the normal and aging eye and their relation to age related maculopathy: a clinicopathological study. Br J Ophthalmol. 1999 Mar;83(3):358–68. doi: 10.1136/bjo.83.3.358. PMID: 10365048; PMCID: PMC1722952.
- MSD Manual: Diagnose von AMD https://www.msdmanuals.com/de-de/profi/augenkrankheiten/netzhauterkrankungen/altersbedingte-makuladegeneration-amd#:~:text=Beide%20Formen%20der%20altersbedingten%20Makuladegeneration,auf%20eine%20feuchte%20AMD%20hinweisen. (abgerufen am 04.04.2023)
- Lang G, Lang G. Degenerative Netzhauterkrankungen. In: Lang G, Esser J, Gareis O, Lang G, Lang S, Spraul C, Wagner P, Hrsg. Augenheilkunde. 6., überarbeitete Auflage. Stuttgart: Thieme; 2019.
- Deutscher Blinden- und Sehbehindertenverband e.V.: Amsler-Gitter-Test https://www.dbsv.org/amsler-gitter-test.html (abgerufen am 04.04.2023)
- Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al. Altersbezogene Makuladegeneration (AMD). In: Ackermann H, Aden K, Aurich M, Becker G, Bley C, Centgraf M, Dettenkofer M, Dörges S, Ebner W et al., Hrsg. AllEx — Alles fürs Examen. 2. überarbeitete und erweiterte Auflage. Stuttgart: Thieme; 2014.