Netzhautabloesung

Netzhautablösung

Die Netz­haut­ab­lö­sung ist eine eher sel­tene Erkran­kung (1). Da sie jedoch zur Erblin­dung füh­ren kann, sollte man sie den­noch nicht unter­schät­zen. Wie man sie erkennt und was man dage­gen tun kann, wird in die­sem Arti­kel erklärt.

Was ist die Netzhaut?

Die Netz­haut, auch Retina genannt, dient der Wahr­neh­mung von Licht­rei­zen. Sie beinhal­tet die licht­emp­find­li­chen Zel­len, die soge­nann­ten Stäb­chen und Zap­fen. Vor allem an der Makula fin­det man diese in hoher Zahl. Nach­dem das Licht von der Linse gebro­chen wurde, fällt es in einem Strahl auf die Netz­haut. Dort ent­steht ein sei­ten­ver­kehr­tes und auf dem Kopf ste­hen­des Bild. Die­ses wird dann über den opti­schen Nerv für die wei­tere Bear­bei­tung zum Gehirn über­tra­gen (2). Mehr zur Ana­to­mie und Funk­tion des Auges wird im Arti­kel “Ana­to­mie des Auges” beschrie­ben.

Das sichtbare Licht

Was wir als Licht bezeich­nen, ist tat­säch­lich elek­tro­ma­gne­ti­sche Strah­lung. In einem Wel­len­län­gen­be­reich von unge­fähr 400 bis 700nm neh­men wir diese Strah­lung visu­ell wahr. Dabei bestimmt die Wel­len­länge inner­halb die­ses Bereichs die Farbe. Infra­rote und ultra­vio­lette Strah­lung lie­gen genau über und unter die­sem Spek­trum. Sie wer­den daher nicht mehr als Far­ben erkannt.

Was versteht man unter einer Netzhautablösung?

Bei einer Netz­haut­ab­lö­sung, oder Abla­tio reti­nae, hebt sich die Netz­haut von der unter­lie­gen­den Pig­ment­schicht ab. Da sie für das Seh­ver­mö­gen unab­ding­bar ist, muss eine Ablö­sung sofort behan­delt wer­den. Ansons­ten wer­den die Zel­len nicht mehr mit Blut und Nähr­stof­fen ver­sorgt und kön­nen abster­ben. Unbe­han­delt führt dies zur Erblin­dung. Je län­ger die Ablö­sung besteht, desto höher ist die Wahr­schein­lich­keit, das Seh­ver­mö­gen zu ver­lie­ren (3).

Die Erkran­kung wird in ver­schie­dene Typen ein­ge­teilt. Die rheg­ma­to­gene Netz­haut­ab­lö­sung ent­steht durch einen Riss oder ein Loch in der Retina, wor­auf­hin Flüs­sig­keit ein­dringt. Diese sorgt dafür, dass sich die Netz­haut anhebt und schließ­lich ablöst. Meist wird dies durch Ver­let­zun­gen ver­ur­sacht oder tritt bei dege­ne­ra­ti­ven Ver­än­de­run­gen auf. Die Trak­ti­ons­ab­la­tio wird häu­fig mit Vor­er­kran­kun­gen des Auges wie zum Bei­spiel der dia­be­ti­schen Reti­no­pa­thie in Ver­bin­dung gebracht.

Auf­grund von ein­wach­sen­den Gefä­ßen ent­ste­hen Nar­ben, wel­che die Netz­haut mit der Zeit anhe­ben. Ent­steht die Ablö­sung auf­grund eines Flüs­sig­keits­aus­tritts aus der Ader­haut des Auges, spricht man von der exsu­da­tiven Netz­haut­ab­lö­sung. Diese tritt ins­be­son­dere im Rah­men von Ent­zün­dun­gen auf, wird aller­dings auch durch Tumo­ren bedingt.

Risikofaktoren für eine Netzhautablösung
Risi­ko­fak­to­ren für eine Netzhautablösung

Risi­ko­fak­to­ren für alle Arten der Netz­haut­ab­lö­sung sind Dia­be­tes mel­li­tus, eine starke Kurz­sich­tig­keit und eine fami­liäre Häu­fung (3,4)

Welche Symptome können auftreten?

Die Netz­haut­ab­lö­sung macht sich ins­be­son­dere durch das Auf­tre­ten von Licht­blit­zen und das Sehen von sich bewe­gen­den, schwar­zen Punk­ten bemerk­bar. Die­ses Phä­no­men wird als „Ruß­re­gen“ bezeich­net. Die Sicht wird zusätz­lich durch einen grö­ße­ren Punkt getrübt, wel­cher sich von unten nach oben ins Sicht­feld schiebt. Die Licht­blitze tre­ten meist im Rah­men einer Nar­ben­bil­dung auf. Der Ruß­re­gen ent­steht, wenn die Gefäße in der Netz­haut blu­ten. Hat sich die Makula abge­löst, tritt ein plötz­li­cher, schmerz­freier Seh­ver­lust ein (5,6).

Wie wird die Netzhautablösung festgestellt?

Das Auf­tre­ten eines der genann­ten Sym­ptome erfor­dert eine sofor­tige ärzt­li­che Abklä­rung, da das Seh­ver­mö­gen unmit­tel­bar gefähr­det ist. Die Unter­su­chung beinhal­tet eine Augen­spie­ge­lung, bei wel­cher die Netz­haut mit Hilfe eines Oph­thal­mo­skops genau betrach­tet wird.

Um sie gut sehen zu kön­nen, wer­den vor­her Augen­trop­fen ver­wen­det, wel­che die Pupille ver­grö­ßern. Die ange­ho­bene Netz­haut nimmt eine graue Farbe an, wel­che so gese­hen wer­den kann. Auch Blu­tun­gen und andere Ver­än­de­run­gen wer­den so festgestellt.

Bei man­chen Men­schen kann die Augen­spie­ge­lung auf­grund von Vor­er­kran­kun­gen nicht erfol­gen. Dies ist zum Bei­spiel bei einer Lin­sen­trü­bung (Kata­rakt) der Fall, da die Sicht auf die Netz­haut beschränkt ist. In sol­chen Fäl­len wird statt­des­sen ein Ultra­schall durch­ge­führt (3,7).

Welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es?

In den meis­ten Fäl­len wird eine Netz­haut­ab­lö­sung ope­ra­tiv behan­delt. Die The­ra­pie rich­tet sich nach der Ursa­che. Ist die Netz­haut geris­sen, hat sich aber noch nicht abge­löst, so wird sie Hilfe eines Lasers ver­schlos­sen. Hier­bei wer­den die Rän­der der Risse oder Löcher „ver­schweißt“, damit die Netz­haut wie­der festwächst.

Ist die Ablö­sung schon erfolgt, muss sie ope­ra­tiv genäht wer­den. Hier­bei wird meist eine Plombe aus Sili­kon auf­ge­näht, wel­che die Netz­haut zurück in ihre Posi­tion drückt. Bei der exsu­da­tiven Abla­tio ist eine Behand­lung der Grund­er­kran­kung erforderlich.

Han­delt es sich bei­spiels­weise um eine bak­te­ri­elle Ent­zün­dung, wird diese mit Anti­bio­tika behan­delt. In jedem Fall muss die unter die Netz­haut gelau­fene Flüs­sig­keit ent­fernt wer­den. Dies erfolgt durch eine Punk­tion mit einer fei­nen Kanüle (4,8).

Kann man einer Netzhautablösung vorbeugen?

Eine direkte Vor­beu­gung der Netz­haut­ab­lö­sung gibt es nicht. Man kann die Ent­ste­hung jedoch indi­rekt ver­mei­den, indem man das per­sön­li­che Risiko minimiert.

Zunächst sollte man regel­mä­ßig eine augen­ärzt­li­che Kon­trolle durch­füh­ren las­sen. Das gilt ins­be­son­dere, wenn bereits Risi­ko­fak­to­ren wie ein Dia­be­tes mel­li­tus vor­lie­gen. Eine frühe Dia­gnose von Ver­än­de­run­gen im Auge ist wich­tig, damit eine Netz­haut­ab­lö­sung gar nicht erst ent­steht (6).

Eine bereits vor­lie­gende dia­be­ti­sche Reti­no­pa­thie begüns­tigt eine Netz­haut­ab­lö­sung signi­fi­kant. Hier­bei ent­ste­hen Ver­än­de­run­gen der klei­nen Gefäße im Auge, sowie kleine Aneu­rys­men. Dies pas­siert beson­ders dann, wenn der Blut­zu­cker­spie­gel schlecht ein­ge­stellt ist, da sich auf­grund des über­mä­ßi­gen Zuckers Abla­ge­run­gen bil­den kön­nen. Daher soll­ten regel­mä­ßig die Blut­zu­cker­werte kon­trol­liert und die Medi­ka­tion ange­passt wer­den, sofern die Werte dau­er­haft zu hoch sind (9)

Neben der dia­be­ti­schen Reti­no­pa­thie begüns­tigt auch die Maku­la­de­ge­ne­ra­tion eine Netz­haut­ab­lö­sung, da diese zu einer Flüs­sig­keits­an­samm­lung unter der Retina füh­ren kann. Das Risiko für ein Fort­schrei­ten einer bestehen­den Maku­la­de­ge­ne­ra­tion in ein spä­tes Sta­dium wird nach­weis­lich durch eine medi­ter­rane Diät gesenkt (10).

Auch bestimmte Nah­rungs­er­gän­zungs­mit­tel hel­fen hier­bei. Diese spe­zi­el­len Prä­pa­rate ent­hal­ten die fol­gen­den Nähr­stoffe (11):

Nähr­stoffDosie­rung
Vit­amin C500 mg
Vit­amin E400 IU
Kup­fer2 mg
Lut­ein10 mg
Zea­x­an­thin2 mg
Zink80 mg
Typi­sche Zusam­men­set­zung von “Augen­vit­ami­nen

Die Wir­kung die­ser soge­nann­ten Augen­vit­amine ist in ers­ter Linie anti­oxi­da­tiv, sodass die schäd­li­chen freien Radi­kale abge­fan­gen wer­den. Dies schützt die Makula vor Schä­den (12).

Die medi­ter­rane Diät besteht haupt­säch­lich aus Fisch, Gemüse und Früch­ten. Rotes Fleisch und stark ver­ar­bei­tete Lebens­mit­tel wer­den wei­test­ge­hend weg­ge­las­sen. Einige euro­päi­sche Stu­dien haben auf­ge­zeigt, dass diese Ernäh­rungs­weise das Risiko einer Maku­la­de­ge­ne­ra­tion um bis zu 15% senkt (13).

Fazit

Die Netz­haut­ab­lö­sung ist eine Erkran­kung der Retina, wel­che unbe­han­delt zum Seh­ver­lust füh­ren kann. Meist tritt sie in Ver­bin­dung mit Vor­er­kran­kun­gen oder Ver­let­zun­gen auf.

Wich­tige Sym­ptome sind Licht­blitze, Ruß­re­gen, oder ein sich von unten nach oben schie­ben­der gro­ßer Punkt, wel­cher die Sicht beein­träch­tigt. Die Dia­gnose sollte so früh wie mög­lich gestellt wer­den, um eine Erblin­dung zu vermeiden.

Bei einer zei­ti­gen Behand­lung kann die Netz­haut­ab­lö­sung in den meis­ten Fäl­len mit­tels einer Ope­ra­tion geheilt werden.

Direkte Vor­beu­gungs­maß­nah­men gibt es nicht, jedoch kann man indi­rekte Vor­keh­run­gen tref­fen. So soll­ten regel­mä­ßige Augen­un­ter­su­chun­gen vor­ge­nom­men wer­den, um Ver­än­de­run­gen früh­zei­tig zu erken­nen. Auch sollte ein vor­han­de­ner Dia­be­tes mel­li­tus ange­mes­sen medi­ka­men­tös ein­ge­stellt werden.

Eine Netz­haut­ab­lö­sung wird häu­fig von einer Maku­la­de­ge­ne­ra­tion ver­ur­sacht. Die­ser kann man mit Hilfe der Ein­nahme von spe­zi­el­len Augen­vit­ami­nen und einer medi­ter­ra­nen Ernäh­rung vor­beu­gen. Mit die­sen Maß­nah­men kann man daher indi­rekt auch die Ent­ste­hung einer Netz­haut­ab­lö­sung vermeiden.

Quellen

  1. Deut­sche Apo­the­ker Zei­tung: Nicht erkannte Netz­haut­ab­lö­sung kann zur Erblin­dung füh­ren https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2020/daz-16–2020/gefaehrlicher-schwebezustand (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  2. Ulfig NDas Auge. In: Ulfig N, Hrsg. Kurz­lehr­buch His­to­lo­gie. 5., unver­än­derte Auf­lage. Stutt­gart: Thieme; 2019.
  3. Lang GLang GNetz­haut­ab­lö­sung (Amo­tio reti­nae, Abla­tio reti­nae). In: Lang GEsser JGareis OLang GLang SSpraul CWag­ner P, Hrsg. Augen­heil­kunde. 6., über­ar­bei­tete Auf­lage. Stutt­gart: Thieme; 2019.
  4. Öffent­li­ches Gesund­heits­por­tal Öster­reichs: Netz­haut­ab­lö­sung https://​www​.gesund​heit​.gv​.at/​k​r​a​n​k​h​e​i​t​e​n​/​a​u​g​e​n​/​n​e​t​z​h​a​u​t​/​n​e​t​z​h​a​u​t​a​b​l​o​e​s​u​n​g​.​h​t​m​l​#​w​e​l​c​h​e​-​u​r​s​a​c​h​e​n​-​h​a​t​-​e​i​n​e​-​n​e​t​z​h​a​u​t​a​b​l​o​e​sung (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  5. Burk ABurk RNetz­haut­ab­lö­sung. In: Burk ABurk R, Hrsg. Check­liste Augen­heil­kunde. 7., voll­stän­dig über­ar­bei­tete Auf­lage. Stutt­gart: Thieme; 2023.
  6. Bun­des­mi­nis­te­rium für Gesund­heit: Netz­haut­ab­lö­sung https://​gesund​.bund​.de/​n​e​t​z​h​a​u​t​a​b​l​o​e​sung (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  7. Füeßl HOph­thal­mo­sko­pie. In: Füeßl HMid­deke M, Hrsg. Duale Reihe Ana­mnese und kli­ni­sche Unter­su­chung. 7., über­ar­bei­tete Auf­lage. Stutt­gart: Thieme; 2022.
  8. Bun­des­ver­band für Ambu­lan­tes Ope­rie­ren e.V.: Ein­griffe an der Netz­haut https://​www​.ope​rie​ren​.de/​e​3​2​2​4​/​e​1​0​/​e​5​8​9​/​e​5​9​4​/​e​643/ (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  9. Natio­nal Eye Insti­tute: Types and cau­ses of reti­nal detach­ment https://www.nei.nih.gov/learn-about-eye-health/eye-conditions-and-diseases/retinal-detachment/types-and-causes-retinal-detachment#:~:text=The%20most%20common%20cause%20of%20tractional%20retinal%20detachment%20is%20diabetic,the%20back%20of%20your%20eye. (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  10. Di Carlo E, Augus­tin AJ. Pre­ven­tion of the Onset of Age-Rela­ted Macu­lar Dege­ne­ra­tion. J Clin Med. 2021 Jul 26;10(15):3297. doi: 10.3390/jcm10153297. PMID: 34362080; PMCID: PMC8348883.
  11. Natio­nal Eye Insti­tute: AREDS/AREDS2 Fre­quently Asked Ques­ti­ons https://​www​.nei​.nih​.gov/​r​e​s​e​a​r​c​h​/​c​l​i​n​i​c​a​l​-​t​r​i​a​l​s​/​a​g​e​-​r​e​l​a​t​e​d​-​e​y​e​-​d​i​s​e​a​s​e​-​s​t​u​d​i​e​s​-​a​r​e​d​s​a​r​e​d​s​2​/​a​r​e​d​s​a​r​e​d​s​2​-​f​r​e​q​u​e​n​t​l​y​-​a​s​k​e​d​-​q​u​e​s​t​ions (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  12. Ame­ri­can Aca­demy of Oph­thal­mo­logy: Oxi­da­tive Stress in Oph­thal­mo­logy https://​eye​wiki​.aao​.org/​O​x​i​d​a​t​i​v​e​_​S​t​r​e​s​s​_​i​n​_​O​p​h​t​h​a​l​m​o​logy (abge­ru­fen am 23.04.2023)
  13. Ame­ri­can Aca­demy of Oph­thal­mo­logy: Medi­ter­ra­nean Eating: Healthy Eating for Healt­hier Eyes https://www.aao.org/eye-health/news/mediterranean-diet-healthy-eating-healthier-eyes#:~:text=Eating%20the%20nutritious%20vegetables%2C%20fruits,having%20it%20become%20more%20advanced. (abge­ru­fen am 23.04.2023)