weitere Sehstörungen

Schielen

Kurz- und Weit­sich­tig­keit sind den meis­ten Men­schen ein Begriff als häu­figste Gründe für das Tra­gen einer Brille. Weit weni­ger Men­schen sind sich jedoch bewusst, dass auch Schie­len ein weit ver­brei­te­tes Pro­blem ist. Dabei kann aus der kos­me­ti­schen Stö­rung sogar ein zusätz­li­cher Lei­dens­druck für die Betrof­fe­nen resul­tie­ren. Im fol­gen­den Arti­kel wer­den wir daher Ursa­chen und The­ra­pie des Schie­lens näher erläutern.

Schielen

Schie­len, auch Stra­bis­mus genannt, ent­steht, wenn ein Ungleich­ge­wicht in der Augen­mus­ku­la­tur vor­liegt. Dadurch rich­ten sich die Augen nicht mehr par­al­lel auf ein Objekt, son­dern wei­chen von der nor­ma­len Seh­achse ab.

Jedes Auge besitzt sechs äußere Mus­keln, die die Bewe­gun­gen des Aug­ap­fels steu­ern. Zusätz­lich gibt es zwei innere Mus­keln, die zum Anpas­sen der Pupil­len­größe zustän­dig sind. Damit bedin­gen sie unter ande­rem das Nah- und Fern­se­hen. Die Bewe­gun­gen der Mus­keln wer­den vom Gehirn vor­ge­ge­ben. Beim Schie­len kom­men die Augen­mus­keln durch­ein­an­der und kön­nen die Augen nicht mehr zusam­men auf ein Objekt fokus­sie­ren 1,2.

Ursachen und Unterarten

Es gibt viele ver­schie­dene For­men von Schie­len. Die häu­figste Form ist das Begleit­schie­len. Dabei schaut ein Auge auf das Ziel, wäh­rend das andere etwas abweicht 3.

Bei der Kon­ver­genz­in­suf­fi­zi­enz ist es schwer für beide Augen ein in der Nähe lie­gen­des Objekt zu fokus­sie­ren, sodass es zu einer Abwei­chung eines Auges kommt. Diese Form bemerkt also nur beim Betrach­ten naher Gegen­stände 4.

Der Stra­bis­mus para­ly­ti­cus ist eine Form des Schie­lens, die durch eine Augen­mus­kel­läh­mung bedingt wird. Das betrof­fene Auge weicht dann ab und steht nicht mehr par­al­lel zum ande­ren 5.

Außer­dem kann man beim Schie­len in laten­tes und mani­fes­tes Schie­len unter­schei­den. Beim laten­ten ist das Ungleich­ge­wicht nicht sehr stark und kann noch aus­ge­gli­chen wer­den. Es tritt nur bei Über­an­stren­gung oder Müdig­keit der Augen auf. Beim mani­fes­ten Schie­len ist ein Aus­gleich nicht mehr mög­lich. Objekte kön­nen dau­er­haft nicht fokus­siert wer­den 2.

Nach einer Augen­ope­ra­tion kann es auch zu einer Über- oder Unter­kor­rek­tur kom­men 6.

Manch­mal kann es auch so aus­se­hen, als würde ein Kind schie­len. Das nennt man Pseu­do­schie­len. Ursa­che dafür ist, dass die Gesichts­li­nien nicht durch die Mitte des Gesich­tes ver­lau­fen und damit den Anschein von Schie­len geben 7.

Neben Pro­ble­men mit der Augen­mus­ku­la­tur ist eine andere Ursa­che für Schie­len ver­min­der­tes Seh­ver­mö­gen. Wenn die Augen eine unter­schied­li­che Stärke auf­wei­sen, ver­sucht das Gehirn diese aus­zu­glei­chen, indem es ein Auge aus­schal­tet (Ambly­o­pie).

Schie­len kann auch erst nach einem Unfall auf­tre­ten. Wer­den bei­spiels­weise durch einen Tumor oder Schlag­an­fall neu­ro­lo­gi­sche Schä­den aus­ge­löst, kann dar­aus Schie­len ent­ste­hen 2.

Folgen

Die Fol­gen von Schie­len fal­len je nach Schwe­re­grad unter­schied­lich aus. Durch die fal­sche Aus­rich­tung der Augen kön­nen Dop­pel­bil­der ent­ste­hen. Das Gehirn gene­riert zwei ver­schie­dene Bil­der, was das Seh­ver­mö­gen beein­träch­tigt 8.

Schie­len führt in vie­len Fäl­len zu Ein­schrän­kun­gen im All­tag. Dazu gehö­ren Pro­bleme beim Lesen, Sport oder Auto­fah­ren. Da Schie­len in extre­men Fäl­len deut­lich sicht­bar ist, kann dies auch zu einer Min­de­rung des Selbst­wert­ge­fühls füh­ren 9.

Therapie

Um Schie­len zu behan­deln, gibt es drei Mög­lich­kei­ten. Bei der Okklu­si­ons­the­ra­pie wird ein Auge abge­deckt. Dadurch wird das andere trai­niert. Oft wird auch eine Pris­men Brille ein­ge­setzt, durch die leichte Fehl­stel­lun­gen aus­ge­gli­chen werden.

Bei Pati­en­ten mit star­ker Fehl­stel­lung wird eine Ope­ra­tion ange­ra­ten. Dabei wer­den die ent­spre­chen­den Mus­keln gekürzt, ver­län­gert, gespal­ten oder ver­setzt 8.

Fazit

Das Thema Seh­stö­run­gen geht über Kurz- und Weit­sich­tig­keit hin­aus. Schie­len kann nicht nur die Seh­fä­hig­keit ein­schrän­ken, son­dern auch als kos­me­ti­sches Pro­blem unan­ge­nehm auf­fal­len. Wenn man das Gefühl hat, dass die eigene Sicht ein­ge­schränkt ist, sollte man immer einen Augen­arzt auf­su­chen. Die­ser kann eine umfas­sende Dia­gnos­tik durch­füh­ren und die Ursa­che der Seh­stö­rung feststellen

Quellen

  1. Stra­bis­mus (crossed eyes) | AOA (18.4.2023)
  2. Schie­len (Stra­bis­mus): Ursa­chen, For­men und Behand­lung — Caterna Vision (18.4.2023)
  3. Begleit­schie­len — via medici: leich­ter ler­nen — mehr ver­ste­hen (thieme​.de) (18.4.2023)
  4. Kon­ver­genz Insuf­fi­zi­enz — Sicht­be­tont (18.4.2023)
  5. Schieck, F., Engel­king, E. (1975). Augen­mus­kel­läh­mung (Stra­bis­mus para­ly­ti­cus). In: Grund­riß der Augen­heil­kunde. Sprin­ger, Ber­lin, Hei­del­berg. https://doi.org/10.1007/978–3‑662–21974-4_21
  6. Schiel­ope­ra­tio­nen — Augen­arzt Bern (augen​aerzte​-bern​.ch) (18.4.2023)
  7. Pseu­do­stra­bis­mus (mediz​info​.de) (18.4.2023)
  8. Augen­kli­nik: Schie­len (ukw​.de) (19.4.2023)
  9. Schie­len (Stra­bis­mus): Ursa­che, Fol­gen, Behand­lung | Apo­the­ken Umschau (apo​the​ken​-umschau​.de) (19.4.2023)